Glas setzt Akzente in der Gestaltung von Grabstätten
Das Material bietet vielfältige Möglichkeiten
Als ein Zeichen der sich verändernden Bestattungs- und Friedhofskultur zeigt sich die zunehmende Vielfalt bei der Gestaltung von Grabstätten bzw. Grabanlagen, aber auch der Friedhöfe selbst. Dies gilt insbesondere für die verwendeten Materialien. Stein bleibt weiterhin prägend, etabliert haben sich jedoch darüber hinaus andere Werkstoffe wie Metall, Holz oder Glas. Häufig ergänzen diese Materialien Objekte, die aus Naturstein gearbeitet sind, und bieten dabei zusätzliche optische Reize. Manchmal ersetzen sie den Stein auch vollständig. Was das Spiel mit Licht und Farben betrifft, bietet hier insbesondere Glas vielfältige Möglichkeiten. Dies zeigen zahlreiche Beispiele in der Praxis, von denen einige im Folgenden vorgestellt werden.
Grabmale aus Glas ist sind auf vielen Friedhöfen aufgrund zu strenger Gestaltungsvorschriften leider nicht erlaubt. Sie bieten jedoch zahlreiche attraktive Gestaltungsmöglichkeiten abseits des grauen Einerleis, wie es häufig zu finden ist. Das Gleiche gilt für Teilelemente bzw. Verzierungen aus Glas, die einem aus Stein gearbeiteten Grabmal einen besonderen Reiz verschaffen können. Nach dem Wortlaut vieler Friedhofssatzungen ist auch dies verboten. Hier wird man jedoch in der Praxis eher eine Genehmigung erlangen - insbesondere weil ein generelles Verbot solcher Gestaltungselemente juristisch angreifbar ist.
Bei den auf immer mehr Friedhöfen etablierten Gemeinschaftsgrabanlagen kann Glas ebenso eine Bereicherung der Gestaltungsvielfalt darstellen. Ein interessanter Entwurf wurde schon auf einigen Friedhöfen in Süddeutschland umgesetzt, die "Blätter im Wind". Auf verschiedenfarbigen "Blättern" aus Glas, die - wie schwebend - an dünnen Metallstreben zwischen Steinsäulen befestigt sind, werden die Namen und Daten der in der Anlage beigesetzten Verstorbenen verzeichnet. Mehrere Gewerke arbeiten hier Hand in Hand: Steinmetz, Metallbauer und Glaskünstlerin.
Insbesondere bei einem Grabfeld für Sternenkinder zeigt sich die Gestaltungskraft von Glas. Als Beispiel sei an dieser Stelle das "Regenbogengrab" für nicht bestattungspflichtige Fehl- und Frühgeburten auf dem Erfurter Hauptfriedhof genannt. Ein an der vorhandenen Sandsteinstele installierter Regenbogen aus Glas und Stahl steht für die Verbindung von Himmel und Erde.
Auch Kolumbarien können optisch vom Gestaltungselement Glas profitieren. Ein schönes Beispiel findet sich in der denkmalgeschützten alten Trauerhalle auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof. Die Front der Holzkonstruktion besteht aus einem farbenprächtigem Glaskunstwerk, in Handarbeit gefertigt vom Glaskünstler J.R. Kallenborn. Die einzelnen Fächer des Kolumbariums enthalten eine aufwendige "warme" LED-Beleuchtung, mit der die Glaskunst optimal zur Wirkung kommt. In den reihenweise übereinander angebrachten Fächern können jeweils bis zu vier Urnen beigesetzt werden. Kleine Schilder unter den Urnenfächern bieten Platz für die Namen Verstorbener.
Auf dem Friedhof Tübingen-Bühl wurde ein Eingangstor mit Holzverschalung, das ohnehin bald hätte ersetzt werden müssen, mit Glaselementen neu gestaltet. Dazu musste der vorhandene Metallrahmen nur geringfügig umgebaut werden. Ziel war es, den Eingangsbereich einladender und freundlicher zu gestalten, wozu die partielle Durchsichtigkeit des Glases beiträgt.
Ein bisher auf deutschen Friedhöfen noch nicht umgesetztes Konzept mit transparenten Gestaltungselementen stellt der in Tschechien entwickelte "EIWA - Kristallbaum der Erinnerungen" dar. Die einzelnen, leuchtenden Kristallblätter an einem künstlichen Baum können mit einer symbolischen Menge an Kremationsasche verschmolzen, aber ebenso nur mit den Namen der Verstorbenen versehen werden. Es ist möglich, die einzelnen Blätter interaktiv anzusteuern und leuchten zu lassen, auch von Angehörigen per App. Dort bzw. auf einer zugehörigen Webseite ist es möglich, unter anderem Fotos, Biografien und Nachrufe einzustellen. Es ist möglich, den "Kristallbaum der Erinnerungen" in Innenräumen wie in Kolumbarien oder Kapellen aufzustellen, oder aber im Außenbereich, geschützt durch einen Glaspavillon. Unterhalb des Baumes kann auf einer kleinen Fläche eine Vielzahl an Urnen unterirdisch beigesetzt werden.