Gladbecker Modell - Vorbildlich seit 20 Jahren

Feier anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Konzeptes "Gemeinschaftsgräber mit Grabmal"

Gemeinschaftsgrabanlage in Gladbeck

Die neue Trauerhalle auf dem Gladbecker städtischen Friedhof Mitte bot mit freundlich hellem Charakter den feierlichen Rahmen des Festaktes. Bernhard Schregel von der Gladbecker Friedhofsverwaltung erinnerte in seinem Vortrag an die Situation der örtlichen Friedhöfe vor Einführung der Gemeinschaftsgräber. Anonyme Gräber auf Rasenflächen wurden in dieser Zeit immer populärer - eine Entwicklung, die den Verantwortlichen in der Gladbecker Friedhofsverwaltung Kopfzerbrechen bereitete. Man suchte schließlich nach Alternativen zu den anonymen Bestattungen, die auch Platz für Trauerarbeit der Hinterbliebenen boten.

In Zusammenarbeit mit der "Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal" (AFD) in Kassel entwickelten die Gladbecker Verantwortlichen ein Konzept für Gemeinschaftsgräber als Reihengräber mit stehendem Grabmal aus hochwertigen Materialien. Die Planungen sahen vor, dass Grabsteinmodelle jährlich für neue Grabfelder neu ausgeschrieben werden sollten. Im Laufe der Zeit wurden für die Grabbereiche mehrere optionale Grabsteindesigns zur Auswahl angeboten.

Die Grabmalgestalter der Betriebe "Bernd Foerster Steintechnik" aus Homberg/Efze und "Herz - Friedhofsgärtnerei - Grabmale" aus Gelsenkirchen bestückten in der Folge die Gemeinschaftsgräber mit gut gestalteten Grabzeichen zu sehr günstigen Preisen. So konnte das Grabangebot insgesamt kostengünstig gehalten werden und preislich eine echte Alternative zu den anonymen Rasenbestattungen darstellen. Mit den "Gemeinschaftsgräbern mit Grabmal" traf man den Geschmack der Menschen und erfüllte deren Wünsche nach hochwertigen aber dennoch preiswerten und pflegefreien Gräbern. So war es nur Frage der Zeit, dass das neue Grabangebot zeitweise einen Anteil von 50% an allen Bestattungen in Gladbeck ausmachte. Derzeit, so berichtete Bernhard Schregel habe sich der Anteil auf stattliche 35% eingependelt.

Das "Gladbecker Modell", wie das Konzept in Fachkreisen genannt wird ist in den letzten 20 Jahren zu einem Erfolgsmodell geworden. Darauf wies auch Dr. Dirk Pörschmann, der Leiter des Museums für Sepulkralkultur in Kassel in seinem Festvortrag hin. Pörschmann gab einen Überblick über Entwicklung Bestattungskultur und stellte fest, dass diese einem steten Wandel unterliege. Es bringe nichts, sich diesem Wandel zu verweigern. Vielmehr solle man die Chancen sehen, die diese Veränderungen mit sich brächten. Als Leitmotiv auf der Suche nach wertvollen Beiträgen zur Friedhofskultur stellte Pörschmann die Frage heraus, die die Handelnden bereits seit der Antike umtreibt: Wie geht man mit der Ehre der Verstorbenen um? Friedhof ist nicht allein Ort zur Entsorgung der Verstorbenen - er ist sozialer und kultureller Raum und somit Ort für die Lebenden. Pörschmann stellt die Bedürfnisse der Hinterbliebenen in Fokus aller guten Absichten auf dem Friedhof.

In diesem Sinne scheint man Gladbeck vieles richtig gemacht zu haben. Es bleibt zu hoffen, dass auch Verantwortliche anderer Friedhöfe das "Gladbecker Modell" einmal genauer anschauen. Denn hier wurde Vorbildliches geleistet, was zu entdecken wert ist.