Zwischen Bürokratie, Gebühren und neuen Wünschen

8. "Wildunger Gespräche über Leben und Tod"

Unter dem Titel "Abschiednahme und Trauer zwischen Friedhofsbürokratie und Kostenfalle" fand am 8. Oktober 2025 die achten "Wildunger Gespräche über Leben und Tod" in der evangelischen Stadtkirche Bad Wildungen statt. Veranstalter war das Deutsche Institut für Bestattungskultur, das mit diesem Format aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen rund um Sterben, Tod und Trauer zur Diskussion stellt.

Gesprächsgast war Christoph Keldenich, der Vorsitzende der Verbraucherinitiative Aeternitas e. V. In seinem eindrücklichen Vortrag verdeutlichte er, wie stark sich die Wünsche und Erwartungen der Bürger an Bestattung und Friedhof in den vergangenen Jahren verändert haben. Statt klassischer Grabstätten wünschen sich immer mehr Menschen pflegefreie, naturnahe und individuelle Formen der Bestattung. Gleichzeitig stoßen viele Angehörige im Trauerfall auf rechtliche und bürokratische Hürden. Unwissenheit seitens des Verbrauchers treffe bisweilen auf intransparente Gebühren und Kosten, was nicht selten zu Konflikten führt.

Keldenich schilderte anhand konkreter Beispiele aus der Verbraucherberatung, wie kompliziert und unflexibel die geltenden Vorschriften vielerorts sind. Die Probleme reichten dabei von kaum verständlichen Friedhofssatzungen und Gebührenordnungen bis hin zu Unzufriedenheit mit dem Friedhofs- und Bestattungsrecht.

Der langjährige Aeternitas-Vorsitzende plädierte für weniger Strenge, mehr Transparenz und ein "bürgernahes, vielfältiges und verständliches" Friedhofs- und Bestattungswesen. Es brauche, so sein Fazit, "mehr Freiheit, mehr Flexibilität und mehr Klarheit" in einer Zeit, in der individuelle Lebensentwürfe die alten Muster längst abgelöst haben.

Dies sahen nicht alle Anwesenden so, durchaus kontroverse Diskussion sowie zahlreiche Rückmeldungen aus dem Publikum unterstrichen das große Interesse und die Aktualität des Themas. Insgesamt boten die 8. "Wildunger Gespräche" erneut eine fundierte fachliche Auseinandersetzung und Raum für persönliche Fragen und Austausch.

Die Moderation der Veranstaltung übernahm letztmalig Hermann Hubing, Geschäftsführer des DIB. Gemeinsam mit seiner designierten Nachfolgerin Andrea Belegante leitete er am Ende zu den nächsten "Wildunger Gesprächen" über, die im Februar 2026 stattfinden werden. Im Mittelpunkt werden dann muslimische Trauerkultur und Bestattungsritus stehen – ein weiteres gesellschaftlich hochaktuelles Thema, bei dem sich Tradition und Moderne, persönliche Bedürfnisse und rechtliche Rahmenbedingungen begegnen.