Kinderarbeit

Ein Großteil der Grabmale auf deutschen Friedhöfen stammt aus Ländern, in denen unzumutbare Arbeitsbedingungen vorherrschen und zum Teil selbst Kinderarbeit nicht konsequent verfolgt wird. Dass in zunehmend mehr Landesbestattungsgesetzen die Verwendung von Grabmalen aus ausbeuterischer Kinderarbeit verhindert werden soll, ist zu begrüßen. Die praktische Umsetzung ist jedoch noch nicht ausgereift. Als sichere Alternative empfiehlt Aeternitas Grabmale aus einheimischen Steinen.

Rund 80 Prozent der Grabmale auf den heimischen Friedhöfen kommen aus Asien, insbesondere aus Indien und China. In Indien ist Kinderarbeit immer noch verbreitet – ob auch bei der Herstellung von Grabsteinen für den deutschen Markt, ist zwar in der Branche umstritten, aber auf keinen Fall auszuschließen. Darüber hinaus leiden dort und in einigen anderen Ländern auch erwachsene Arbeiterinnen und Arbeiter unter mangelndem Arbeitsschutz, Dumpinglöhnen und fehlender sozialer und rechtlicher Absicherung.

Verschiedene Zertifikate sollen den Nachweis erbringen, dass die damit ausgezeichneten Steine ohne den Einsatz von Kinderarbeit produziert worden sind. Diese Initiativen sind zweifelsohne zu begrüßen. Es ist jedoch nicht immer lückenlos nachzuvollziehen, wie umfassend einzelne Zertifikate tatsächlich vor Ort in den Herkunftsländern jegliche Kinderarbeit ausschließen können und wie gründlich Inspektionen vor Ort stattfinden. Auch bleiben andere problematische Arbeitsbedingungen trotz der Zertifikate häufig weiterhin bestehen.

In den letzten Jahren haben verschiedene Bundesländer in ihren Bestattungsgesetzen Regelungen verankert, die ausschließen sollen, dass Grabmale aus der Herstellung mithilfe ausbeuterischer Kinderarbeit auf den Friedhöfen aufgestellt werden. So lobenswert diese Initiativen sind: Wenn nicht im Gesetz bzw. den entsprechenden Ausführungsbestimmungen klar formuliert wird, welche Zertifikate eine Unbedenklichkeit nachweisen können und welche Anforderungen für diese Zertifikate gelten, bleiben entsprechende Regelungen ohne Wirkung. Nicht praktikabel sind auch unklare Regelungen, die in Einzelfällen letztendlich dem Steinmetz vor Ort aufbürden zu versichern, dass ein Grabmal in der gesamten Wertschöpfungskette ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt worden ist.

Notwendig sind rechtlich haltbare Formulierungen, die tatsächliche Auswirkungen haben, und nicht nur Formelkompromisse oder Absichtserklärungen. Darüber hinaus sollten entsprechende Regelungen nicht nur das Problem der Kinderarbeit berücksichtigen, sondern sämtliche Mindestanforderungen der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO.

Aeternitas empfiehlt, bei der Materialauswahl zunächst nach einem deutschen, regionalen Stein (oder gar einem alternativem Material) zu schauen. Die Auswahl an einheimischen Steinen ist immens, jeder Steinmetz bzw. Grabmalhändler sollte heimische Materialien im Programm haben. Unbedenklich sind ebenso Steine aus den meisten anderen europäischen Ländern. Im Zweifel sollten Kunden sich versichern lassen, dass die Steine nicht zur Bearbeitung in Länder mit bedenklichen Arbeitsbedingungen gebracht und dann reimportiert werden. Wenn der Kunde doch unbedingt einen bestimmten Stein aus dem ferneren Ausland wünscht, bieten die oben erwähnten Zertifikate zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit.

Aeternitas e.V., November 2018