Hessen - Bestatten in Deutschland

Diese Übersicht will auf viele wichtigen Fragen des Friedhofs- und Bestattungsrechts erste Antworten geben.

Friedhofs- und Bestattungsrecht zählt zur Gesetzgebungskompetenz der Bundesländer. Daher können sich einige Regelungen zu einer bestimmten Frage von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.

Unter "Info" wird zunächst kurz länderunabhängig erläutert, worum es bei den einzelnen Stichwörtern geht.

Unter "Regelungen" werden die in dem betreffenden Bundesland anzutreffende Regelung dargestellt. Die "Regelung" kann oft nicht alle Einzelheiten und alle im Gesetz geregelten Ausnahmen wiedergeben. Es empfiehlt sich deshalb, auch dem Hinweis auf die Fundstelle im Gesetz nachzugehen. Den Gesetzestext selbst können Sie unter dem Link "Alle Informationen zum Bestattungsgesetz in Baden-Württemberg" einsehen.

Legende

ja / möglich
ja, aber / möglich, aber
nein / nicht möglich

Bestattung

Info

Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass jeder menschliche Leichnam bestattet werden muss.

Regelung

Verstorbene sind auf öffentlichen Friedhöfen zu bestatten (§ 4 FBG).

Info

In erster Linie kommt es für Art, Ort und Durchführung der Bestattung auf den Willen der Verstorbenen an. Ist dieser Wille nicht feststellbar, werden ersatzweise andere Personen genannt. In einigen Landesgesetzen gibt es Regelungen darüber, wie der Wille der Verstorbenen bekundet worden sein muss.

Regelung

Bestattungsart richtet sich nach dem Willen des Verstorbenen, ersatzweise nach dem Willen der Angehörigen nach 13 Abs. 2 FBG (§ 14 FBG).

Info

Oft haben Angehörige den Wunsch, dass Verstorbene zunächst noch zu Hause aufgebahrt werden, damit sie selbst, Freunde und Nachbarn usw. Abschied nehmen können. Dem sind durch Fristen für eine Überführung in eine Leichenhalle Grenzen gesetzt. Rechtlich steht der Hausaufbahrung innerhalb dieser Frist nichts entgegen. Eine Verlängerung der Frist kann behördlich genehmigt werden. Die Hausaufbahrung ist keine (je nach Landesrecht: verbotene) öffentliche Ausstellung der Leiche.

Regelung

Die Leiche ist spätestens 36 Stunden nach Eintritt des Todes, in eine Leichenhalle zu bringen.
In diesem Zeitraum steht einer Hausaufbahrung rechtlich nichts entgegen.
Ausnahmen sind für die Aufbahrung im "Sterbehaus" möglich. (§ 17 Abs. 1 FBG, § 17 Abs. 2 FBG)

Info

Bei Fehlgeburten besteht in allen Bundesländern - auch wenn die Regelungen sehr unterschiedlich gefasst sind - ein Recht auf eine Bestattung, zum Teil müssen die Eltern sogar auf dieses Recht hingewiesen werden.

Regelung

Angehörige können die Bestattung auch von vor Ablauf des sechsten Schwangerschaftsmonats tot geborenen/ Fötus veranlassen (§ 16 Abs. 3 FBG).

Info

Das Ausstellen eines Leichnams im offenen Sarg vor dem Trauerhaus, in der Kirche oder auf dem Friedhof sowie das Öffnen oder Offenlassen des Sarges während der Bestattungsfeierlichkeiten kann je nach landesrechtlicher Regelung verboten sein, jedoch in Ausnahmefällen genehmigt werden.

Regelung

Leichen dürfen nicht öffentlich ausgestellt werden.
Keine Sargöffnung aus Anlass der Bestattungsfeierlichkeiten. Ausnahmen sind möglich. (§ 18 FBG)

Info

Ein Leichnam darf nur in Särgen erdbestattet werden. Ausnahmen sind in fast allen Bundesländern aus religiösen Gründen möglich. Die Pflicht, menschliche Leichen in Särgen zu bestatten, gilt als selbstverständlich. Manche Landesgesetze schreiben die Sargpflicht nicht ausdrücklich vor, sondern regeln zum Beispiel nur die Beschaffenheit der Särge.

Regelung

Nur ausnahmsweise aus religiösen Gründen kann eine Bestattung ohne Sarg zugelassen werden (§ 18 Abs. 2 Satz 1 FBG).

Info

Auch bei der Feuerbestattung kann die Benutzung eines Sarges vorgeschrieben sein, nämlich bereits für den Transport des Leichnams zur Feuerbestattungsanlage. Der Leichnam muss (allein aus technischen Gründen) mitsamt dem Sarg eingeäschert werden; unter Umständen ist dies auch gesetzlich vorgeschrieben.

Regelung

Einäscherungssärge sind gesetzlich nicht ausdrücklich vorgeschrieben (keine Regelung).

Info

Für die Beisetzung der Totenasche muss ein verschließbares Gefäß (Urne) benutzt werden. Näheres ist in Verordnungen, Satzungen o.ä. geregelt. In einigen Bundesländern gibt es Ausnahmen (Verstreuen/Vergraben der Asche).

Regelung

Die Aschenreste jeder Leiche sind in ein amtlich zu verschließendes Behältnis aufzunehmen und in einer Urnenhalle, einem Urnenhain, einer Urnenwand, einer Urnengrabstelle oder in einem Grab beizusetzen oder zur Beisetzung an eine Friedhofsverwaltung zu versenden.
Ausnahmen von Satz 1 können in besonderen Fällen zugelassen werden.
Unklar ist, ob auch Ausnahmen von der Urnenpflicht zugelassen werden können. (§ 20 Abs. 3 FBG)

Info

Die Bestattungsgesetze regeln, wann ein Leichnam frühestens bestattet werden darf. Dieser Zeitpunkt richtet sich nach dem festgestellten Todeszeitpunkt. Die Regelung soll verhindern, dass die Leichenschau unter Zeitdruck stattfindet.

Regelung

Leichen sind frühestens 48 Stunden nach Eintritt des Todes zu bestatten.
Ausnahmen sind möglich. (§ 16 Abs. 1 Satz 1; Abs. 2; Abs. 4 FBG)

Info

Die Bestattungsgesetze regeln, wann ein Leichnam spätestens bestattet sein muss. Dieser Zeitpunkt richtet sich nach dem festgestellten Todeszeitpunkt.

Regelung

Leichen sind nicht später als 96 Stunden nach Eintritt des Todes zu bestatten.
Ausnahmen sind möglich. (§ 16 Abs. 1 Satz 1; Abs. 2; Abs. 4 FBG)

Info

Die Bestattungsgesetze regeln, wann eine beabsichtigte Einäscherung des Leichnams spätestens stattfinden muss. Dieser Zeitpunkt richtet sich nach dem festgestellten Todeszeitpunkt.

Regelung

Leichen sind nicht später als 96 Stunden nach Eintritt des Todes zu bestatten. Das gilt auch für die Feuerbestattung.
Ausnahmen sind möglich. (§ 16 Abs. 1 Satz 1; Abs. 2; Abs. 4 FBG)

Info

Leichenhallen und Räume oder Hallen für die Durchführung der Trauerzeremonie (Feierhallen) werden meist von den Gemeinden als Friedhofsträger unterhalten und gegen Gebühr zur Nutzung angeboten. Zunehmend häufiger gibt es aber auch private, von Bestattern oder Krematorien betriebene Räumlichkeiten als Leichen- und Feierhallen. Einzelheiten können in der jeweiligen Friedhofssatzung geregelt sein.

Regelung

Als öffentliche Leichenhallen gelten auch Leichenhallen von Feuerbestattungsanlagen, Krankenhäusern und Bestattungsunternehmen, und zwar auch dann, wenn diese privat betrieben werden (§ 17 Abs. 1 Satz 2 FBG).

Info

Ein Leichnam im Sarg muss in einem Leichenwagen (gebräuchliche Definition: Fahrzeug, das zur Leichenbeförderung eingerichtet ist und ausschließlich hierfür verwendet wird, auch Bestattungsfahrzeug genannt) befördert werden.

Regelung

Es besteht Leichenwagenzwang. Ausnahmen sind möglich. (§ 25 FBG)

Info

Vor jeder Bestattung wird ein Leichnam transportiert (befördert). In bestimmten Fällen muss, wenn die Gemeindegrenze überschritten wird, ein Leichenpass mitgeführt werden. Die Regelungen unterscheiden meist danach, ob bei der Beförderung die Grenzen zwischen Bundesländern oder zwischen Deutschland und einem anderen Staat überschritten werden.

Regelung

Für Beförderung ins Ausland ist ein Leichenpass erforderlich.
Für Beförderung in ein anderes Bundesland ist ein Leichenpass erforderlich, wenn er vom Zielland verlangt wird. (§ 22 Abs. 1; Abs. 2 FBG)

Info

In allen Bundesländern ist durch Gesetz oder durch den Friedhofsträger festgelegt, wie lange die Grabstätte nicht erneut belegt werden darf. Diese Zeit gilt zugleich als Maßstab dafür, wie lange der Sarg nach der Bestattung nicht mehr bewegt werden soll. Ausnahmen sind möglich, wenn eine Umbettung beantragt und genehmigt wird.

Regelung

Die Mindestruhefrist beträgt 15 Jahre. Konkret wird sie vom Friedhofsträger festgesetzt. (§ 6 Abs. 2 FBG)

Info

Die Mindestruhezeit gilt auch als Maßstab dafür, wie lange eine Urne nach der Beisetzung nicht mehr bewegt werden soll. Ausnahmen sind möglich, wenn eine Umbettung beantragt und genehmigt wird.

Regelung

Die Mindestruhefrist beträgt 15 Jahre. Konkret wird sie vom Friedhofsträger festgesetzt. (§ 6 Abs. 2 FBG)

Info

Nach jedem Todesfall muss eine Leichenschau vorgenommen werden. Ist eine Einäscherung beabsichtigt, kann eine zweite Leichenschau erforderlich sein. Die Bezeichnung dieser zusätzlichen Maßnahme ist unterschiedlich.

Regelung

Zweite Leichenschau erforderlich.
Freigabe durch die Staatsanwaltschaft gemäß § 159 StPO ersetzt jedoch die zweite Leichenschau. (§ 20 Abs. 1 Nr. 2 FBG)

Info

Feuerbestattungsanlagen (Krematorien) befinden sich häufig in öffentlicher Trägerschaft. Sie können aber in den meisten Bundesländern auch von privaten Unternehmen betrieben werden.

Regelung

Der Kreis möglicher Betreiber von Feuerbestattungsanlagen wird vom Gesetz nicht eingeschränkt. (§ 8 FBG; Art. 14 Abs. 1 Gesetz zur Verwaltungsstrukturreform Hessen)

Info

In einigen Bundesländern ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, dass die Totenasche ohne Verwendung einer Urne (in der Regel anonym) verstreut oder in der Erde vergraben wird.

Regelung

Diese Möglichkeit wird in der abschließenden gesetzlichen Regelung nicht genannt (§ 20 Abs. 3 FBG ).

Info

In keinem Bundesland ist es bislang erlaubt, dass die Angehörigen eine Urne in ihren Gewahrsam nehmen, ohne eine Urnenbeisetzung zu beabsichtigen.

Regelung

Diese Möglichkeit ist nicht gegeben (keine Regelung).

Info

In verschiedenen Bundesländern kann die Urne den Angehörigen zum Zweck des Transports zur Beisetzung ausgehändigt werden.

Regelung

Nach dem Gesetzeswortlaut sind die Aschereste in einem Behältnis aufzunehmen und zur Beisetzung an eine Friedhofsverwaltung zu versenden. Die Formulierung ist nicht eindeutig. Laut zuständigem Ministerium soll dadurch aber die Herausgabe an Angehörige grundsätzlich ausgeschlossen sein. Ausnahmegenehmigungen jedenfalls können "in besonderen Fällen" erteilt werden. (§ 20 Abs. 3 FBG)

Info

In allen Bundesländern müssen Leichnam oder Asche auf Friedhöfen beigesetzt werden (hierunter zählen rechtlich betrachtet auch Bestattungswälder und Urnenkirchen). Eine Ausnahme ist die Seebestattung (Beisetzung der Totenasche) in Nord- und Ostsee. In einigen Bundesländern sind auch private Bestattungsplätze vorgesehen.

Regelung

Grundsätzlich besteht Friedhofspflicht.
Die Bestattung außerhalb öffentlicher Friedhöfe kann jedoch unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt werden. (§ 4 Abs. 2 FBG)

Info

Die Seebestattung ist die Beisetzung der Asche (in einer speziellen Seebestattungsurne) auf dem Meer (in Deutschland Nord- und Ostsee). Das bedeutet in fast allen Fällen, dass eine Beförderung in ein anderes Bundesland (Leichenpass) erforderlich ist (meist wird nach der Einäscherung die Urne versandt).

Regelung

Seebestattung ist zulässig (§ 21 FBG).

Info

Nach dem Friedhofsrecht der Bundesländer können nur juristische Personen des öffentlichen Rechts Träger von Friedhöfen sein. In einigen Bundesländern können darüber hinaus private Friedhöfe genehmigt werden, die in den jeweiligen Bestattungsgesetzen auch Bestattungsplätze genannt werden.

Regelung

Die Bestattung außerhalb öffentlicher Friedhöfe kann unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt werden (§ 4 Abs. 2 FBG).

Info

Bei einer Umbettung wird ein Sarg oder eine Urne von einer Grabstätte in eine andere auf demselben oder einem anderen Friedhof verlagert. Sie bedarf vor Ablauf der Ruhefrist einer behördlichen Genehmigung, die nur unter bestimmten Voraussetzungen erteilt wird.

Regelung

Eine Umbettung ist mit Erlaubnis des Gemeindevorstands des Bestattungsorts möglich (§ 26 Abs. 2 FBG).